Auf dem Kleinen Grasbrook bekräftigte die Kampagne #einfachwohnen am 18. Februar 2020 ihre Forderung nach einer 50-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsbau. Unweit der neuen S-Bahn-Station Elbbrücken präsentierte Kampagnen-Sprecher Dirk Ahrens einen alternativen Entwurf zu den Bebauungsplänen des Senats: „Ginge es auf dem Kleinen Grasbrook nach unseren Wünschen, dann würde die Hälfte der geplanten 3000 Wohnungen öffentlich gefördert – und die Hälfte davon speziell für Menschen in Wohnungsnot gebaut.“
Die Realität sieht jedoch gänzlich anders aus. Die aktuellen Pläne der Stadt Hamburg und der für die Entwicklung des Stadtteils beauftragten HafenCity GmbH erwecken eher den Eindruck, dass auf dem ehemaligen Hafengelände eine zweite HafenCity entsteht, die keinen Raum für Menschen in Wohnungsnot bietet.
Die Kampagne #einfachwohnen will Menschen in Wohnungsnot helfen und fordert seit einem halben Jahr eine Reaktion des Senats auf den dramatischen Anstieg der Wohnungsnotfälle ein. Waren es noch vor zehn Jahren in Hamburg zwischen 3000 und 4000 Haushalte, die keine eigene Wohnung fanden, so gab es 2018 bereit rund 12.000 Haushalte, die nicht mehr mit einer Wohnung versorgt werden, obwohl sie einen Dringlichkeitsschein hatten. „Wen die Stadt als Wohnungsnotfall einstuft, der ist auf Hilfe angewiesen“, beklagt Dirk Ahrens. „Doch die Wohnungspolitik des Senats stellt diese Menschen seit Jahren ans Ende der Warteschlange. Das muss sich dringend ändern.“
Drei einfach Hebel könnte der neue Senat in Hebel setzen, um vordringlich Wohnungssuchenden umgehend und langfristig zu helfen:
1. Die neue Regierung muss die Saga in die Pflicht nehmen, damit das städtische Wohnungsunternehmen die sogenannte Versorgungsquote erhöht und künftig die Hälfte der jährlichen Neuvermietungen für Menschen in Wohnungsnot bereitstellen. Das wäre in etwa ein Verdoppelung um rund 2000 Wohneinheiten. Immerhin: Im Vorfeld der Bürgerschaftswahl versprachen die Fraktionsvorsitzenden der rot-grünen Koalition bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung Ende Januar bereits einen Anstieg um 500 Wohnungen pro Jahr.
2. Die sogenannte Freistellung von rund 7000 Sozialwohnungen muss im Laufe diesen Jahres ein Ende finden. Statt Besserverdienenden sollten dort künftig ausschließlich Hilfeempfänger einziehen. Damit würden auch hier nach Hochrechnungen der Stadtentwicklungsbehörde jährlich rund 500 zusätzliche Wohnungen für Menschen in Not bereitstehen.
3. Mehr Wohnungen für Menschen in Wohnungsnot bauen. Der Kleine Grasbrook wäre dafür prädestiniert. Schließlich befindet sich der neue Stadtteil noch in der Planung. „Es gibt soziale Investoren, die sofort für Menschen in Wohnungsnot bauen können. Wir verstehen nicht, warum die Stadt dieses Angebot nicht aufgreift“, kritisiert Kampagnen-Sprecher und Diakonie-Chef Dirk Ahrens.