Hilfe für Wohnungsnotfälle: Leerstand zu Wohnraum

Trotz steigender Mietpreise und zunehmender Wohnungsnot bleibt Leerstand ein Problem in Hamburg. In der Sommerhuder Straße in Altona wird ein komplettes Mehrfamilienhauses seit mehr als fünf Jahren nicht bewohnt. Bezahlbarer Wohnraum, nach dem Hamburger in Wohnungsnot verzweifelt Ausschau halten.

Protest in Altona: Etwa zwölf Wohnungen stehen in einem Mehrfamilienhaus leer. Foto: Diakonie Hamburg

Mit einer symbolischen Protestaktion machte die Kampagne #einfachwohnen am Montag, den 16.9., auf den Leerstand aufmerksam und fordert Politik und Verwaltung auf, diesen und andere Leerstände wieder nutzbar zu machen. „Spekulation mit Wohnraum darf sich nicht lohnen“, sagt Diakonie-Chef und #einfachwohnen-Sprecher Dirk Ahrens. Im vergangenen Jahr konnte die Stadt rund 12.000 Haushalten keine Wohnung vermitteln, obwohl sie im Besitz eines Dringlichkeitsscheins waren.  „Mindestens der Hälfte der Menschen in Wohnungsnot könnten wir ziemlich schnell ein Zuhause verschaffen“, sagt Ahrens. „Wenn die Politik nur will. Die Zauberwörter heißen unter anderem: Zugang zum Bestand und Leerstands-Management.“

Vor mehr als zwei Jahren erteilte der Bezirk dem Eigentümer eine Baugenehmigung unter Auflagen. „Gebaut wurde bis heute nichts“, kritisiert Marc Meyer von Mieter helfen Mietern. Der Mieterverein aus dem Schanzenviertel hatte den Leerstand bereits im April beim zuständigen Fachamt in Altona angezeigt. „Selbst wenn jetzt gebaut wird, rechtfertigt dies nicht den langen Leerstand“, sagt Meyer. „Hamburg braucht zudem keine teuer umgebauten Wohnungen, sondern preiswerten Wohnraum, jetzt!“

Geschätzte 3500 Wohnungen stehen in Hamburg mindestens leer. Trotz Wohnraumschutzgesetz. Das Beispiel aus der Sommerhuder Straße zeigt: Mit wenig Aufwand könnte solch ein Haus für vordringlich Wohnungssuchende hergerichtet werden. Die Kampagne #einfachwohnen fordert die Stadt auf, die Kontrollen zu erhöhen und die Bürger stärker bei der Suche nach Leerständen oder illegalen Ferienwohnungen einzubeziehen. Als Vorbild gilt der Kampagne dabei die bayerische Landeshauptstadt. Über das Online-Meldeportal „Raum für München“ können Bürger Leerstände oder illegale Ferienwohnungen anzeigen – auch anonym. Mehr als 1500 Anzeigen erreichten das Sozialamt im vergangenen Jahr. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Durch die Arbeit des Amtes wurden 370 Wohnungen wieder vermietet. Mut macht dabei ein Münchener Rechenbeispiel: Der Bau von 370 Wohneinheiten im geförderten Wohnungsbau würde die Landeshauptstadt München rund 139 Millionen Euro kosten. Bis diese Wohnungen gebaut werden, vergehen Jahre. Würden auch in Hamburg die Bezirke den Druck erhöhen, ist davon auszugehen, dass weitere Wohnungen zügig dem Markt zugeführt werden können.